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Vetsuisse-Fakultät

Königliche Patienten erfolgreich behandelt

Zuhören, beobachten, untersuchen

Ein Reptilienliebhaber brachte seine beiden jungen Königsboas in unsere Klinik für Zoo-, Heim- und Wildtiere, weil sie zu wenig frassen und ihm träge erschienen. Gerade bei Schlangen sind Symptome oft weniger deutlich als bei Hunden oder Katzen. Deshalb hörten wir vor der Untersuchung der Königsboas dem Besitzer erst einmal ganz genau zu.

Rasch und präzise diagnostiziert

Am Tierspital Zürich sind wir verschiedene Experten unter einem Dach. Wir tauschen uns intensiv aus und können so aus unterschiedlichen Blickwinkeln rasch und präzise eine Diagnose erstellen. Nach der hämatologischen, blutchemischen und röntgenologischen Untersuchung stand fest: Die Schlangen litten an Parasiten in der Lunge. Der Parasitologe bestätigte anhand einer Kotprobe, dass es sich um Pentastomiden, Parasiten des Atmungstraktes, handelte.

Bleibt der Parasitenbefall unbehandelt, kann die Königsboa verenden.

Beste Behandlungsmethode gewählt

Gemeinsam haben wir die Behandlung festgelegt. Bei der herkömmlichen medikamentösen Wurmtherapie besteht bei Lungenparasiten die Gefahr, dass unkontrollierbare Nebenwirkungen eintreten. Die abgestorbenen Parasiten verbleiben in der Lunge und können sogar zu einer tödlichen Vergiftung führen. In Absprache mit dem Tierbesitzer entschieden wir uns deshalb für eine andere, minimal-invasive Vorgehensweise, die in der Literatur zwar beschrieben war, für die jedoch Erfahrungswerte fehlten: eine Lungenendoskopie an Schlangen.

Fingerspitzengefühl gefragt

Nachdem wir die Boas für die Operation vorbereitet und in Narkose versetzt hatten, nahmen wir einen kleinen Schnitt vor. Sorgfältig führten wir das Endoskop in den zur Lunge gehörenden Luftsack ein und entfernten die Parasiten mit einer Fremdkörperzange. Dabei war grosses Fingerspitzengefühl nötig, zumal sich die Übeltäter an der Luftsackwand festgesaugt hatten.

Endoskopie: Ein kleiner Schnitt verhilft zum Einblick in die Lunge der Königsboa, wo sich die Parasiten festgesaugt haben.

Königsschlangen wohlauf

Nach dem Eingriff verschlossen wir den Luftsack mit Einzelknöpfen, die Muskulatur mit einer fortlaufenden Naht und die Haut mit U-Heften. Die einstündige Operation war ein solcher Erfolg, dass wir die chirurgische Entfernung der Parasiten mittels Endoskop weiterempfehlen können. Die Wunden verheilten schnell. Beide Boa constrictors sind heute wohlauf und auf dem besten Wege, ihre königlichen drei Meter zu erreichen.

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